Gedanken zur Zeit!

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich behaupte: Lieder haben es in sich! Weihnachtslieder allzumal! „Es stellt sich ein besonderes, unverwechselbares Gefühl ein; das verliere ich nie. Die Weihnachtslieder tragen mich jedes Jahr wieder in der Erfahrung des Besonderen“; so beschreibt ein Prominenter sein Empfinden. Selbst ein „Stille Nacht, heilige Nacht“ aus den Lautsprechern einer Shoppingmall in Nairobi gehört wohl auch ein wenig zu diesem „Besonderen“.

Freilich gibt es auch andere Lieder, die etwas Ähnliches hervorrufen. Ihr erinnert Euch: Ganz Deutschland sang: 54, 74, 90, 2010, ja da stimmen wir alle ein, mit dem Herz in der Hand, usw …. Selbst wenn diese Hymne der „Sportfreunde“ wirklich 2024 zur Europa-meisterschaft in Deutschland noch mal ein Hit werden würde, es würde sich eben nicht dasselbe Gefühl einstellen, wie im Sommer 2006. So was ist nicht reproduzierbar. 

Mit Weihnachten ist das offenbar anders: An Weihnachten ist das Besondere, dass es eine scheinbar identische Situation gibt. Eine identische Situation die sich jährlich wiederholt. An Weihnachten klingt in uns an, was wir sonst immer meiden, weil es nämlich leicht langweilig wird; an Weihnachten suchen wir das Besondere im Identischen.
„Das Besondere im Identischen“?

Was nach philosophischer Spitzfindigkeit klingt erweist sich bei näherem Hinsehen doch als äußerst konkret:  Denn durch Weihnachten ist es möglich mit-sich-selbst- befreundet-zu-sein. Wer das für bloße Seelenwellness hält hat die Tragweite des mit – sich – selbst – befreundet -seins noch nicht verstanden. Denn als Jesus die Weihnachtbotschaft später auslegt, tut er das bekanntlich mit den Worten, du sollst deinen Nächsten lieben –wie dich selbst! Das mit-sich-selbst-befreundet-sein geht der Nächstenliebe, die das Evangelium fordert offenbar voraus. Dieses „wie dich selbst“ aber scheint brüchig geworden zu sein in einer Gesellschaft, die meint sich wenig Nützliches nicht leisten zu können.

Kann es da wundern, dass uns Jahr für Jahr dasselbe Gefühl, dieselbe Sehnsucht beschleicht, das Besondere des Angenommen seins in der identischen Situation des Weihnachtsfestes zu suchen?

Letztlich sehnen wir uns doch danach und trauern dem hinterher, dass Weihnachten nicht mehr so ist, wie wir es als Kinder erlebt haben, damals, als wir noch mit uns selbst befreundet waren, weil sich noch keine Spuren des Lebens tief in uns eingeprägt haben.
Damals hatten wir unmittelbare Freude, an Weihnachten. Heute sind wir auf der Suche nach dem Besonderen an Weihnachten, weil wir es nötig haben zu hören, dass jemand zu uns kommt, der es gut mit uns meint. Gott meint es gut mit uns, darum feiern wir Weihnachten. Und dabei stellt sich jedes Jahr aufs Neue ein besonderes, unverwechselbares Gefühl ein; das wir nie verlieren. Gott hat es in sich!

Ich wünsche Euch: Findet das Besondere für Euch im immer neu Identischen von Weihnachten.
Gesegnete Advents- und Weihnachtszeit wünscht Herbert Falke